Agil, Extrem oder doch Anarchisch?
In einen Interview von 2015 16: Kent Beck - Tiny Decisions and Emergent Design bin ich auf eine sehr interessante Aussage von Kent Beck (Extreme Programming Erfinder, Mitunterzeichner des Agilen Manifests und Autor von JUnit) gestossen. Er erklärte, dass er damals, als die Agile Bewegung begann, mit dem Begriff "agil" nicht glücklich gewesen sei, denn dieser sei zu gefällig. Wer kann denn schon (im generischen Sinne des Wortes) nicht agil sein wollen? Das Wort sei schließlich nur positiv belegt.
Das ist sicher einer der Faktoren, die dazu geführt haben, dass so viele Organisationen auf den agilen Zug aufgesprungen sind, ohne wirklich hinter der Idee zu stehen. Deswegen sehen wir in der täglichen Praxis so viele Projekte, die nach "WaterScrumFall" durchgeführt werden. Hauptsache man ist agil.
Kent Beck wählte den Begriff "Extreme Programming" für seinen agilen Ansatz. Er argumentiert, dass nicht jeder automatisch "extrem" sein möchte. Das führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass man entweder ganz oder gar nicht hinter der Sache steht.
In letzter Zeit beschäftigen wir uns bei der Pulsar mit post-agilen Ansätzen. Einer dieser Ansätze, der maßgeblich von Fred George geprägt wurde, ist Programmer Anarchy. Hier findet sich schon im Namen das, was Kent Beck damals angemerkt hatte. Nicht jeder assoziiert "anarchisch" mit etwas positivem. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich dahinter steht, sollte man sich für diesen Weg entscheiden.
Wir werden uns weiter mit Programmer Anarchy und anderen post-agilen Ansätzen beschäftigen und unsere Erkenntnisse posten.